Therapeutisches Klettern
Heute erzählt euch unser Hotelkauffrau-Lehrling Helena alles was ihr über das Klettern, in therapeutischer Form angewandt, wissen müsst, zeigt wie es ihr beim Ausprobieren mit unserer Therapieleitung MMag. Dr. Sturm ging und wie ihr das Ganze vielleicht bald schon selbst im Medizinischen Zentrum Bad Vigaun austesten könnt – viel Spaß!
Vom Bäume Klettern zum therapeutischen Klettern…
Wisst ihr noch, als wir früher als Kinder immer auf Bäume geklettert sind und uns die tollsten Baumhäuser gebaut haben? Oder einfach mal unsere Ruhe haben wollten und uns in den Baumwipfeln versteckten? Wie es für uns ein großes und aufregendes Abenteuer war uns immer weiter hinauf zu begeben und neue Sachen zu entdecken?
Aber was hat dieses spielerische Klettern auf Bäumen mit therapeutischem Klettern zu tun?
Zwischen therapeutischem Klettern und dem Klettern auf Bäumen gibt es gar nicht so große Unterschiede wie viele meinen. Beim Klettern werden vertraute und natürliche Bewegungsmuster angewendet, die man schon als Kind, zum Beispiel beim Krabbeln, erlernt hat.
Beim Krabbeln trainieren Babys Überkreuzbewegungen: Ein Arm und das diagonal gegenüberliegende Bein werden gleichzeitig bewegt. Dazu müssen linke und rechte Gehirnhälfte gleichzeitig aktiv sein, sodass das Zusammenspiel beider Gehirnhälften gefördert wird. Eine gute Zusammenarbeit beider Gehirnhälften ist später unter anderem für das Lesen und Schreiben lernen wichtig. So sind z.B. Vorstellungskraft und Kreativität ebenso notwendig für das Lesen und Schreiben wie Abstraktionsvermögen und logisches Denken.
Wie sieht so eine therapeutische Kletterwand aus?
Das therapeutische Klettern findet nicht auf einem Baum statt, sondern an einer Boulderwand, die üblicherweise zwischen 1,5-5 m breit und ca. 3 m hoch ist. Die Boulderwand ist in verschiedene Abschnitte geteilt und mit Spezialgriffen ausgestattet. Die verschiedenen Abschnitte sind durch Hanglage und Griffgröße zu unterscheiden. Je größer die Hanglage desto schwieriger wird das Klettern und die Kraft, die angewendet werden muss um sich an der Wand zu halten.
Welche Probleme oder Störungen kann man mit therapeutischem Klettern behandeln?
Therapeutisches Klettern wird in den verschiedensten Bereichen zur Verbesserung der physischen und psychischen Verfassung verwendet. Es wird nicht nur bei Erwachsen, etwa nach einer Operation an Hüfte, Schulter, Knie oder Wirbelsäule therapiert, sondern auch bei Kindern mit Konzentrationsstörung, Lernschwäche oder geistiger Beeinträchtigung.
Denn beim Klettern wird Gleichgewicht, Kraft, Konzentration, Koordination, Beweglichkeit, Selbstbewusstsein, Vertrauen und Selbsteinschätzung gefördert und verbessert.
Da das Gehirn gemeinsam mit der Fein- und Grobmotorik zusammenspielt, kann es verlernte oder erschwerte Bewegungen wieder verbessern und erleichtern.
Mittlerweile gibt es schon einige Anlaufstellen für therapeutisches Klettern. Es wird auch in mehreren Krankenhäusern und Rehabilitationsanstalten, unter anderem im Medizinischen Zentrum Bad Vigaun, angeboten.
Wie komme ich zu dieser Therapie im Medizinischen Zentrum Bad Vigaun?
Da ich seit ein paar Jahren ein Teil des Teams des Medizinischen Zentrums Bad Vigaun bin, habe ich mich für Euch informiert, wie das therapeutische Klettern bei uns im Haus umgesetzt wird und wie man zu den Therapien kommt.
Die Therapien können als ambulanter-, Reha- oder Gesundheits-Vorsorge-Aktiv Patient wahrgenommen werden. Das Klettern wird seit ca. 13 Jahren in unserem Haus von Sportwissenschaftlern und Physiotherapeuten als Therapie angeboten.
Wie funktioniert das Ganze nun? Ich habe es für euch ausprobiert:
Am Anfang der Therapie werde ich gefragt, wo ich Schmerzen habe, mit welcher Stärke sie vorhanden sind und welche Art es von Schmerz ist. Wenn es der Therapeut nach seiner Sicht es als sinnvoll erachtet, dass ich als Therapie das therapeutische Klettern machen soll, dann stehen im Medizinischen Zentrum Bad Vigaun sowohl drinnen als auch draußen Kletterwände zur Verfügung. Die Therapie dauert insgesamt 25 Minuten und startet mit dem Aufwärmen.
Beim Aufwärmen werden Hände, Füße und Schultern durch Kreisbewegungen gelockert.
Los geht’s mit der 1. Übung:
Die Übung wird begonnen indem man sich auf die Kletterwand stellt und sich festhält. Die Fersen werden nach innen gedreht, der Rücken wird in eine gerade Position gebracht und vom Therapeuten noch einmal kontrolliert. Danach soll man die Hände langsam strecken und dabei versuchen den Rücken schön gerade zu halten. Dabei die Bauchmuskulatur anspannen. Soweit strecken bis man wirklich richtig an der Wand hängt, wie so ein Klammeräffchen :-) Auch in dieser Position immer schön den Rücken gerade halten. Das Ganze wird öfters wiederholt und immer Vorsicht – bloß nicht zu schnell!
Ab nach draußen:
Draußen wählen MMag. Dr. Sturm und ich gemeinsam eine Route aus. Der Therapeut macht es vor und ich mache es so gut wie möglich nach. Dabei wird immer wieder die Rückenhaltung verbessert und kontrolliert. Dann geht es etwas höher. Bei Schritt 2 wurde die Hüfte zur Wand gedreht, damit man den nächsten Griff leichter und mit weniger Kraft erreichen kann. Damit man nicht so viel Kraft anwenden muss, streckt man die Arme wieder ganz aus und überlegt sich in dieser sogenannten Ruheposition seinen nächsten Schritt.
Schritt für Schritt wird die Route vollendet. Natürlich gibt der Therapeut immer wieder Tipps, wie man am besten klettern soll und schaut genau darauf, ob man seinen Rücken immer schön gerade hält.
Also nach meiner Therapie kann ich nur sagen:
Das therapeutische Klettern macht unheimlich viel Spaß und ist sehr anspruchsvoll. Ich merke schon wie meine Arme, Beine und mein Rücken schwerer werden. Der Muskelkater wird wohl nicht lange auf sich warten lassen :-)
Hier zum Abschluss noch ein Tipp von unserer Therapieleitung MMag. Dr. Sturm:
Die 1. Übung kann man, wenn keine Boulderwand in der Nähe ist, an einer Sprossenwand nachmachen. Auch super ist, wenn man einen Kletterkurs besucht und sich von dieser Sportart begeistern lässt.
Ich hoffe euch hat dieser Blogbeitrag gefallen! Habt ihr denn schon einmal Klettern ausprobiert oder konnte ich euch mit dem Beitrag vielleicht sogar dazu motivieren?
Eure Helena
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