Lammerklamm, Scheffau am Tennengebirge

Auf der Suche nach der Teufelsbrücke

Ich liebe Geschichten aus alten Zeiten, Sagen und Märchen. Mein Deutschlehrer in der Hauptschule, Herr Gfrerer, hat ein Buch über die Geschichte von Abtenau geschrieben und dafür Sagen aus dieser Region zusammengetragen. Eine davon handelt von einer „Teufelsbrücke“ und ist der Anlass für meine heutige Wanderung, zu der ich euch gerne mitnehmen möchte.

Vorgeschichte

Leonhard und seine Lammertaler, Autor: Johann Gfrerer

Leonhard und seine Lammertaler,
Autor: Johann Gfrerer

Abtenau war früher reines Waldgebiet und gehörte je zur Hälfte den Salzburger Fürsterzbischöfen und dem Stift St. Peter in Salzburg.
Die Haupteinnahmequelle der Herren war das „weiße Gold“, das man im Salzbergwerk am Dürnberg zutage förderte. Für den Ausbau der Stollen und die Befeuerung der riesigen Sudpfannen wurde natürlich eine Unmenge an Holz benötigt und so bekam Abtenau eine wichtige Rolle als Holzlieferant.

Bis 1920 wurde das Holz auf dem Wasserweg zur Saline befördert. Dazu leiteten die Holzfäller die einzelnen Baumstämme auf der Lammer nach Scheffau, wo das wertvolle Gut auf Flöße geladen und nach Hallein weitertransportiert wurde.
Hier ist ein interessanter Film von RTS dazu, ab Minute 09:50 geht’s um die Lammerklamm.

Auf diesem Wasserweg gab es etliche gefährliche Engstellen, eine davon, die Lammerklamm kann man heute noch besichtigen. Viele wurden aber beim Straßenbau ausgebaggert und entschärft, sodass man sie heute nicht mehr ausmachen kann. An einer dieser Engstellen sollen einmal zwei riesige Felsblöcke eine steinerne Brücke über die Lammer gebildet haben und der Schauplatz einer tragischen Geschichte gewesen sein:

Die Sage von der Teufelsbrücke über die Lammer

Einst hatte der Teufel die Seele eines Wildschützen in seine höllische Gewalt bekommen und wollte mit ihr eben in sein unterirdisches Reich fahren. Plötzlich trat ihm ein frommer Einsiedler mit hoch erhobenem Kreuz entgegen und rang ihm seine sicher scheinende Beute wieder ab. Da erfaßte den Bösen eine solch ohnmächtige Wut, dass er die Felsen zu beiden Seiten der Lammer packte und mit aller Kraft gegeneinander stieß. Funken stoben, Blitze zuckten und der Donner rollte so gräßlich, dass es im ganzen Tal zu hören war. Kerzengerade fuhr der Teufel in die Tiefe und war verschwunden. Nur die Brücke aus den beiden Riesensteinen stand noch lange dort als stummer Zeuge des teuflischen Wutanfalls.

Die Wanderung

Für diese Wanderung gibt es mehrere Varianten – je nachdem wie lange man unterwegs sein möchte.
Ich suche mir die kürzeste aus und fahre mit meiner persönlichen Wanderführerin, der Mama, nach Voglau. Der Pendlerparkplatz vorm Gasthof „Voglauerhof“ ist unser Startpunkt. Von hier aus geht es über die Brücke, vorbei an der Firma „2F-Leuchten“ Richtung Pichl – immer der Straße entlang.

Nach der Wohnsiedlung in Pichl kurz vor dem Wanderer-Parkplatz (Ausgangspunkt für die Touren „Alpbichl“ und „Seewaldsee„) zweigen wir links in den Wald hinein ab – Richtung „Aubachfall„. Der kurze Waldweg führt uns wieder auf die Straße, wir überqueren die Brücke nach Wallingwinkl und folgen dem Wanderweg Nr. 13 (Arnoweg) Richtung Lammerklamm und Oberscheffau.

Nach 5 Minuten kommen wir zur Abzweigung zum „Aubachfall“. Zwar sind wir erst eine halbe Stunde unterwegs, aber eine kurze Rast am oberen Teil des beeindruckenden Wasserfalls ist sehr empfehlenswert. Bevor das Wasser in die Tiefe stürzt bildet es hier eine breite seichte Stelle wo man die Füße abkühlen und die Seele baumeln lassen kann.

Jetzt kehren wir wieder zurück auf unsere ursprüngliche Route, den Wanderweg Nr. 13 – ein kurzes Stück noch auf Asphalt und dann in den Wald hinein. Ab hier geht es eigentlich nur noch leicht abwärts – also sehr gemütlich. Zeit zum Plaudern.

Ich frage die Mama ob sie sich an besondere Erlebnisse aus ihrer nun schon 10jährigen Tätigkeit als Wanderführerin erinnern kann. Da lacht sie und erzählt, dass genau diese Wanderung, die wir heute machen, ihr Debüt als Führerin war. Damals ging sie mit einer Gruppe vom Hotel „Goldener Stern“ zur Lammerklamm. Der Busfahrer der Gruppe war auch dabei und erzählte stolz, wie weit er früher (als junger Mann) gewandert wäre und dass ihm damals der Weg über den Strubberg so gefallen hätte. Da kam ihm plötzlich die Idee, diese Strecke zurück nach Abtenau zu Fuß zu gehen, anstatt den Bus zu nehmen. In Scheffau angekommen beratschlagte sich die Gruppe nochmals – ein Teil nahm, wie ursprünglich geplant, den Bus zurück ins Hotel – der Rest entschied sich für die Fußmarsch. Das erste Stück verlief noch ganz problemlos, doch sobald die Steigung begann, fing der Busfahrer schon recht zu Schnaufen an. Bei jeder Gelegenheit setzte er sich und meinte, dass es am Vortag doch ein bisschen zu viele Schnapserl gewesen wären und dass der Strubberg früher bestimmt nicht so steil war und ob hier vielleicht ein Taxi kommen könnte. Die Mama erklärte, dass dies eine Forststraße sei, Autos also verboten sind. Es gäbe keine andere Möglichkeit als weiter zu gehen oder umzukehren, was zwar abwärts, aber wesentlich weiter wäre. Die Gruppe munterte ihn auf und spornte ihn an, dass sie es gemeinsam schon schaffen würden. Keine zehn Minuten später verlor der Mann plötzlich alle Farbe im Gesicht und kippte bewusstlos vorn über. Frisch nach der Ausbildung handelte Mama ganz automatisch: sie legte ihn in die stabile Seitenlage, verarztete seine Platzwunde an der Stirn und wärmte ihn mit der Notfallfolie bis er wieder zu sich kam. Sie bat den Jäger, der in der Nähe gerade einen Hochsitz aufstellte, um Hilfe. Der brachte den Wanderer mit seinem Jeep in die Au, wo er vom Wirt des Goldenen Sterns, Herrn Wageneder, schon erwartet und gleich zum Arzt gebracht wurde.
Die Gruppe setzte den Weg zu Fuß fort und erzählte dann im Hotel, wie aufregend dieses Abenteuer doch gewesen war.

Kaum ist die Geschichte fertig stehen wir auch schon am Eingang der Lammerklamm und hören das Rauschen des tosenden Wassers. Hier führen Holztreppen die Felswände entlang in die Tiefe der „dunklen Kammer“. Obwohl ich es schon öfter gesehen habe, ist dieses Naturschauspiel doch immer wieder beeindruckend: die glattgeschliffenen steilen Felsen, das türkisblaue Wasser und die angenehme Kühle, die hier herrscht.
Plötzlich entdecke ich einen riesigen Felsbrocken, der ganz oben an einer besonders engen Stelle zwischen die Felswände eingekeilt ist – wenn das nicht die Teufelsbrücke ist! Ich stelle mir vor, wie der Teufel, ausser sich vor Wut, die Steinblöcke gegeneinander schlägt, sich dabei ein Brocken löst und dazwischen eingeklemmt wird. Mir ist, als könnte ich einen Hauch von Schwefelgeruch wahrnehmen :-)

In die andere Richtung wird die Lammerklamm immer weiter und lieblicher. Hier sind in einigen Abständen Tafeln aufgestellt, auf denen man eine andere Variante über die Entstehung dieses Ortes lesen kann – eine tragische Liebesgeschichte, die Veronika Pernthaner geschrieben hat – mehr will ich aber nicht verraten, denn die liest man am besten vor Ort mit der passenden Kulisse und den Hintergrundgeräuschen.

Am Ende der Klamm befindet sich ein Drehkreuz, das nur mit der Eintrittskarte zu passieren ist. Wenn ihr also die Wanderung in die entgegengesetzte Richtung machen wollt, braucht ihr vorab ein online-Ticket.

Das letzte Stück führt wieder an einer Wohnsiedlung vorbei, der Lammer entlang. Der wilde Hopfen, der hier wächst bringt mich auf die Idee, was ich mir in der „Lammerklause„, der Endstation dieses Ausflugs, bestellen werde. Die Lammerklause ist übrigens ein nettes Landgasthaus mit leckerem Essen. Viele Einheimische kommen gerne hier her und genießen die gutbürgerliche Küche.

Landgasthof Lammerklause, Scheffau am Tennengebirge

Landgasthof Lammerklause, Scheffau am Tennengebirge

Varianten

Unsere Variante war die kürzeste (ca. 2 Stunden inkl. Klamm) – wir sind von der „Lammerklause“ mit dem Postbus zurück nach Voglau gefahren.

Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, direkt in Abtenau zu starten. Da empfehle ich den Leonhardsweg (Nr. 13 und 14) in den Ortsteil Au hinunter und dann den Schwarzerbach entlang Richtung Voglau (ca. 1 Stunde). Von hier aus geht es weiter wie oben beschrieben und zurück wieder mit dem Postbus.
Die Tennengau+ Card nicht vergessen – denn damit können unsere Gäste den Bus gratis benutzen und auch der Eintritt in die Klamm ist günstiger!

Eine weitere Möglichkeit ist, die Wanderung mit dem Mühlenrundweg (Herzerlweg) in der Scheffau zu verbinden. Der Startpunkt ist der Parkplatz auf der anderen Seite der Lammer – schräg gegenüber vom Gasthaus. Das ist eine nette Runde und dauert ca. 1,5 Stunden.

Wer die Herausforderung sucht (so wie unser Busfahrer :-)), tritt den Rückweg über den Strubberg an. Die Strecke ist nicht schwierig, aber es geht 2 Stunden lang stetig bergauf – dafür wird man mit einer großartigen Aussicht und wundervoller Natur belohnt.