Clowns im Fasching

Semmei, Semmei, Semmei… Warum Fasching in Kuchl einzigartig ist!

Ausgelassenes Narrentreiben in Kuchl

Semmel (c)pixabay.com

Semmel (c)pixabay.com

Semmei, Semmei, Semmei – so hallt es an Fasching laut durch den Ort Kuchl mitten im Tennengau. Dieser Ausruf gehört zum Kuchler Fasching wie das „Alaaf“ zum Kölner Karneval und das „Lei Lei“ beim Villacher Fasching. Denn in der Region werden die Kuchler schon immer nur „Semmei“, also Semmeln oder, wie ich auf Hochdeutsch sagen würde ; ), Brötchen genannt.

Warum das so ist? Anscheinend hat ein Kuchler im Wirtshaus einmal, sagen wir, 10 Semmeln gegessen. Die genaue Anzahl ist nicht überliefert, aber es waren einige. ; ) Weil es ihm als „gestandener Mann“ den anderen Männern am Stammtisch gegenüber unangenehm war, nur 1 Bier getrunken, aber 10 Semmeln gegessen zu haben, hat er bei der Kellnerin dann 10 Bier und 1 Semmel bezahlt!

Soviel zum einzigartigen Narrenruf in der Salzburger Faschingszeit. In Kuchl gibt es aber noch zwei Besonderheiten im Fasching. Zum einen gibt es da die „Naracucula“ und zum anderen die „Fetzenmusi“. Was das ist? Lest einfach weiter…

Kennt ihr schon die Kuchler Fetzenmusi?

Nein? Bis ich nach Kuchl kam, hatte ich auch keine Ahnung, dass es sowas gibt und was das überhaupt sein soll. :-) Aber ich sage euch, einen Auftritt der Fetzenmusi muss man mal gesehen haben – einfach ein riesen Spaß! Ich habe mich also als Zug’roaste gewundert, was es mit der Fetzenmusi genau auf sich hat und habe mich mal schlau gemacht.

Aus Mitternachtseinlage wurde Tradition

Die Kuchler Fetzenmusi wurde 1970 gegründet. Damals war die Inszenierung als Mitternachtseinlage am Musikerball vorbereitet worden. Die Idee dazu hatte der Kuchler „Seppenbauer“ Josef Rettenbacher, bis 1999 Obmann der Fetzenmusi, als er herumliegende Materialreste auf seiner Baustelle betrachtete. Weil das Mitternachtsprogramm so gut angekommen ist, hat es sich die kleine Gruppe Musiker schließlich zur Aufgabe gemacht, den Tennengauer Fasching mit ihren Einlagen unsicher zu machen. Daher werdet ihr ihnen in Kuchl und Umgebung bei Faschingsumzügen, diversen Veranstaltungen und Bällen begegnen.

Die gesamte Gruppe setzt sich wiederum aus zwei Einheiten zusammen: die Fetzenmusi und die Fetzenschützen. Da die Böllerschützen genauso zu Kuchl gehören wie die Musikkapelle, ist es nur die logische Konsequenz, dass es natürlich auch Fetzenschützen gibt, wenn schon eine Fetzenmusi aufspielt. Die Schützen sorgen also mit ihren waghalsigen Manövern für ordentlich Stimmung sowie viel Qualm und Krach.

Wie wird man Fetzenmusiker?

Wie der Name schon sagt, sollte man auch als Fetzenmusiker Musiker sein. Und ledig. Da hören dann die „Regularien“ aber auch schon auf. ; ) Die Tracht der Musiker und Schützen ist bunt zusammengewürfelt. Es gilt: Jeder zieht das an, was er zu Hause auf dem Dachboden oder auch im Schrank des Großvaters findet.

Auch bei den Instrumenten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Jedes einzelne wurde selbst gebastelt, teilweise von Fetzenmusikergeneration zu Fetzenmusikergeneration weitergegeben. Die Einzelteile für ihre Kostbarkeiten finden die Musiker auf dem Schrottplatz. Ein bisschen Geschick ist da natürlich gefragt, um ein spielfähiges Instrument zu bauen!

Übrigens: Der einzige, der kein Musiker ist, ist der Stabführer der Fetzenmusi. Verzeiht ihnen also die etwas unkoordinierte Marschaufstellung, wenn ihr sie mal wo seht. ; ) Begleitet wird er natürlich von zwei waschechten Marketenderinnen, die gern das ein oder andere „Stampei“ mit euch trinken!

Über die Landesgrenzen hinaus bekannt

Doch nicht nur zur Faschingszeit ist die Kuchler Fetzenmusi aktiv. Im Video seht ihr ihren Beitrag zur Cold Water Challenge im Sommer 2014. Ihre Devise: Spaß muss es machen, sonst wird’s nicht gemacht. Und so war die Truppe sogar schon in Deutschland – unter anderem in Berlin – unterwegs und hat die Mengen begeistert!

Vom 11.11 um 11.11 Uhr bis Aschermittwoch

Wie die Fetzenmusi ist auch die Faschingsgilde „Naracucula zu Kuchl“ in diesem Zeitraum aktiv. Doch was ist das für ein Name? Er setzt sich aus „Narren“ und „Cucula“ zusammen, was vom alten römischen Namen Kuchls abgeleitet ist.

Die Naracucula ist die einzige Faschingsgilde im Tennengau und wurde ebenfalls 1970 von einigen Faschingsbegeisterten gegründet. Gestartet wird die Saison traditionell mit dem Narrenwecken am 11.11. um 11.11 Uhr. Der jährliche Ball der Faschingsgilde Naracucula ist ein Fixtermin für viele Verkleidungsliebhaber und der Sieg der Maskenprämierung ist heiß begehrt. Bereits am Nachmittag füllen die kleinen Faschingsfreaks die Festhalle beim Kinderfasching! Doch als besonderer Höhepunkt in der Faschingszeit findet alle 2 Jahre in Kuchl der „Tennengauer Nachtumzug“ statt.

Es ist schon etwas ganz anderes ob der Faschingsumzug bei Tag oder Nacht durch den Ort zieht. Verschiedenste Gruppen aus der Umgebung lassen sich so einiges einfallen, was bestaunt werden kann: Bunte Lichterketten, aufwändig geschmückte Wägen und kreative Kostüme sorgen für eine tolle Atmosphäre bei diesem ausgelassenen Narrentreiben.

Event-Tipp: Der 3. Tennengauer Nachtumzug findet am Samstag, 11. Februar 2017 ab 18.30 Uhr im Kuchler Markt statt. Der Umzug dreht 2 Runden durch den Ort und danach gibt es eine Party am Marktplatz. Der Eintritt ist frei´. Verkleiden nicht vergessen!

Präsident der Faschingsgilde, Maximilian Vossen ©Naracucula

Präsident Maximilian Vossen ©Naracucula

Maximilian Vossen, Präsident der Faschingsgilde Naracucula, zeigte sich schon die letzten Male begeistert: „Die positive Resonanz der Besucher und Mitwirkenden war unglaublich und so macht es einfach Spaß, ein Event wie dieses auf die Beine zu stellen.

Aufwändige Wagendekoration

Damit der Faschingszug auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg wird, ist natürlich auch der Veranstalter persönlich bereits am Basteln. Und so einen Wagen aufzukranzen, bedeutet nicht gerade wenig Aufwand. Einen geeigneten Wagen zu finden ist da noch die leichteste Übung.

Viele helfende Hände nehmen sich viel Zeit von der Ideenentwicklung bis zur Umsetzung. Ganz nebenbei gilt es auch noch, kleine logistische Herausforderungen zu meistern. Zum Beispiel, wo der Wagen stehen kann in seiner Entstehungszeit. Mit solchen aufbauten wie die Kuchler Faschingsgilde 2014 zum Beispiel auf ihrem Wagen hatte, ist das platzmäßig nämlich gar nicht so einfach. Und dann kamen in diesem Jahr auch noch der Schnee und die Kälte hinzu. Eine für den Wagen ausreichend große Halle ist sehr wahrscheinlich nicht beheizbar. : ) Das Tageslicht möchte man auch mal sehen, aber unter freiem Himmel weicht der Schnee die Modellierungen natürlich wieder auf.

Das war mir als „Laie“ bisher gar nicht so bewusst. Jetzt schaue ich mir die Kunstwerke am Sonntag sicher nochmal aus einer ganz neuen Perspektive an… Wenn auch ihr Lust bekommen habt, schaut einfach vorbei! Außerdem findet ihr weitere Veranstaltungen zum Fasching im Tennengau im Veranstaltungskalender.

Hier geht’s zum Narrentreiben nach Kuchl.