Die natur als künstlerin am fels

Die Natur als Künstlerin am Fels

Bizarre Fels-Formationen in und um Annaberg-Lungötz

Rund um Annaberg-Lungötz gibt es einige Interessante Fels-Formationen, die es lohnen, einmal genauer betrachet zu werden. Auf einer gemütlichen Wanderung über eine Trailrunning-Route bis zu einer Klettertour könnt Ihr sie erkunden. Schaut genau hin – erkennt Ihr sie?

Die Bischofsmütze

Beginnen wir ganz einfach – majestätisch thront die 2.458 m hohe Bischofsmütze über Annaberg-Lungötz und ist mit ihrem freistehenden Doppelgipfel das Wahrzeichen des Gosaukammes. In grauer Vorzeit sahen die Menschen Berge noch eher als Gefahr an, daher nannten sie die Erhebung wegen ihrer Spitzen „Teufelshörner“. Erst als Erholungssuchende und Aktive die Attraktivität der montanen Regionen zu schätzen begannen, wandelte sich auch die Einstellung zu den Fels-Giganten. Die furchteinflößenden Hörner bekamen einen „neutralisierenden“ Namen, die Bischofsmütze.

Wandern am Fuße der Bischofsmütze (c)TVB Annaberg-Lungötz

Dieser auffallende Gipfel hat auch eine der interessantesten Erstbesteigungsgeschichten in den Ostalpen aufzuweisen: Bei der Erstbesteigung im Jahr 1879 wurde die Bischofsmütze beinahe belagert. Unter anderen war auch der Markgraf Pallavicini mit seinen Begleitern, sowie Südtiroler Bergführer dabei, diesen Gipfel erstmals zu bezwingen. Diese Kunde verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Auch die bekannten Ramsauer Führer Steiner, Schrempf und Knaus bemühten sich um den Gipfel. Sie kletterten sogar gemeinsam mit dem Grafen und seinen Führern, wurden aber durch starken Schneefall behindert und mussten umkehren. Nur zwei Wochen später starteten die Ramsauer erneut (Juni 1879) und erreichten den Gipfel der großen Bischofsmütze. Somit hat der Markgraf die kleine Bischofsmütze und die Ramsauer die große erstmals bestiegen. Mit ausreichend Erfahrung, guter Kondition und ebensolcher Ausrüstung, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit kann man heute mit einem ausgebildeten Bergführer die Bischofsmütze erklettern.

Der Fels-Adler am Gosaukamm

Es muss nicht immer ein Gipfelsturm sein. Die Tour rund um den Gosaukamm und um die imposante Bischofsmütze darf durchaus als Klassiker im Dachsteingebirge in den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich bezeichnet werden. Die Tour ist für zwei Tage angelegt, verlängert man über die schwierige Variante über die Adamekhütte, empfiehlt sich auf jeden Fall noch ein dritter Tag. Trailrunner schaffen die Tour in einem Tag, Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist aber bei jeder Variante Grundvoraussetzung.

Nun aber zur Felsformation, die uns hier interessiert. Beginnen wir am Parkplatz Pommer in Annaberg/Astauwinkel und steigen zur Stuhlalm hinauf. Es ist schwer, hier nicht gleich einzukehren, aber diesmal wandern wir weiter, denn kurz nach der Hütte geht der Weg links in das sogenannte „Stuhlloch“. Nachdem wir diese anspruchsvolle Passage überwunden haben, gehen wir auf dem Austriasteig weiter in Richtung Sulzkaralm und Hofpürglhütte. Und dort auf dieser Wegstrecke hockt etwas oberhalb, ein majestätischer Adler wie aus Fels gehauen. Die Natur hat mit Sicherheit ein Weilchen an ihm gearbeitet.

Der „Steinadler“ (c)Harald Schober

Der Bischof vom Lammertal

Im Lammertal, dort wo die Lammer, die der ganzen Region ihren Namen gibt, entspringt, sieht man auf dem Weg Richtung Aualm linkerhand einen Felsvorsprung, der tatsächlich einem Bischof, mit Mitra am Kopf und die eine Hand segnend erhoben, ähnelt. Eine Einheimische hat dazu einen netten Text verfasst, den wir Euch nicht vorenthalten möchten:

„Die gesuchte Felsformation befindet sich auf der Südseite des Fritzerkogels in der Nähe der „Schafö Tax.“ Schon von unseren Vorfahren wurde der Fels „Der Bischof“ genannt“. ­ „Der passt auf ́s Lammertal auf“, sagte unser Großvater. Sehen kann man den Bischof am besten auf dem Weg zur Aualm und wenn man den Lammertal­-Rundweg geht. Es sieht wirklich aus, als ob er segnend die Arme ausbreitet. Ganz in der Nähe des Bischofs ist sogar ein Wunder geschehen. Als im Jänner 1995 ein Gamsrudel von einer riesigen Staublawine verschüttet wurde und nach drei Tagen ausgegraben werden konnte, sind wir schon sehr glücklich und demütig gewesen. Alle 13 Stück sind unversehrt geblieben. Da darf man schon an ein Wunder glauben, oder?“

Der Bischof vom Lammertal (c)Antonia Hirscher

Der Geister-Fels im Stuhlgebirge

Der Gosaukamm, oder wie er auch bei uns von den Einheimischen genannt wird: Das imposante Stuhlgebirge – ist grob formuliert – eine Ansammlung 200 Millionen Jahre alter bizarrer „Kalk-Wolkenkratzer“ – heller Muschelkalk, der dem Korallenriff einer flachen Meereslagune entstammt. „Dem Herrgott sein Klettergarten“ wurde und wird er von den Bergsteigern gerne genannt. Am Fuße des Gosaukammes ist eine außergewöhnlich artenreiche Flora beheimatet. So sieht man ab Juni eine Vielzahl an Orchideen, wie den Frauenschuh, hier auf den Almwiesen.

Apropos sehen – manchmal sieht man ihn, doch kaum wandert die Sonne ein Stück weiter, so verschwindet er plötzlich. Die Rede ist von der Stuhllochspitzen, einem 1.980 m hohen Felspfeiler in der Nähe der Bischofsmütze. Auf der Wanderung vom Parkplatz Mauerreith Richtung Loseggalmen und Mahdalm ist er gut zu sehen – oder eben auch nicht. Der helle Kalk passt sich bei einer bestimmten Sonneneinstrahlung nämlich so hervorragend an das hinter ihm liegende Felsmassiv an, dass man ihn nicht mehr ausmachen kann. Ein echter „Geister-Fels“ also. Da hilft dann nur, bei einer der gemütlichen Almen hier heroben einzukehren und darauf zu warten, dass er wieder sichtbar wird …

Wir freuen uns, wenn Ihr Euch auf die Suche macht und vielleicht die eine oder andere Felsformation findet. Vielleicht entdeckt Ihr aber noch ganz andere Skulpturen, geschaffen von Mutter Natur? Teilt diese doch mit uns auf #visitannaberg und @visitannaberg

Sylvia
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