Perchten: Rauch und Brauch zur Jahreswende

An Fried´, an Reim und an G´sund

Die Weihnachtslieder sind unter dem Christbaum gesungen, die traditionelle Mettenwürstelsuppe gegessen. Doch es gibt noch viele weitere Bräuche im Tennengau und im gesamten Salzburger Land, die rund um Weihnachten und Silvester wieder immer mehr an Bedeutung zunehmen und sich bei Klein und Groß höchster Beliebtheit erfreuen.

So unterschiedlich sie in den Regionen, ja oft in den Familien durchgeführt werden, meistens geht es um das Wichtigste im Leben: An Fried, an Reim (Glück) und an G’sund!

Der Brauch vom Rauch

Die Kohle wird aus dem Feuer geholt, darauf kommen Weihrauch und verschiedene Kräuter. Mit Weihwasser, Räucherpfanne und Gebet zieht die ganze Familie nun durch das Haus und Stall. In unserem Fall daheim durch Haus und Garage. Jeder Raum wird geräuchert und mit Weihwasser besprengt, so auch jedes Auto und die Gebäude an sich. Mit den Kräutern wird nach altem Volksglauben dem Alten der Weg nach Draußen gezeigt und Glück und Segen für das neue Jahr werden mit Segenswünschen begrüßt.

Wie alt der Brauch ist? Sehr alt. Die Zeit des Räucherns zwischen den Feiertagen geht bereits auf die Kelten zurück, die sich schon seit uralter Zeit im Tennengau angesiedelt haben. Während das Mondjahr nur 354 Tage hat, zählt das Sonnenjahr 365. Die fehlenden 11 Tage beziehungsweise zwölf Nächte wurden von den Kelten als „tote“ Tage außerhalb der Zeit eingeschoben und der Zeitunterschied damit ausgeglichen. Von solchen Tagen wird im Volksbrauchtum oft angenommen, dass die Gesetze der Natur aufgehoben seien und die Grenzen zu anderen Welten fielen. Durch das Räuchern versuchten sich die Kelten also vor Gefahren aus der „Anderswelt“ zu schützen. Und Schutz kann man immer brauchen, auch heute. Geräuchert wird im Salzburger Land meist in vier Nächten: Vom 20. auf den 21. Dezember (Thomasnacht – längste Nacht und kürzester Tag), vom 24. auf den 25. Dezember, vom 31. Dezember auf 1. Jänner und vom 5. auf den 6. Jänner.

Das Alte raus, das Neue rein

Ein ebenso altes Brauchtum beschäftigt sich mit den wilden Gestalten, die eben in diesen zwölf Nächten „zwischen den Zeiten“ ihr Unwesen treiben. Ist es Ende November / Anfang Dezember der Krampus, der uns das Fürchten lehrt, so ist nun die Percht unterwegs.

Worin der Unterschied liegt? Das ist gar nicht so einfach und auf den ersten Blick zu erkennen. Der Krampus als Begleiter zum guten Nikolaus, erinnert uns daran, dass sich schlimme Taten rächen, dafür hat er seine Rute mit. Der Krampus trägt nur ein Paar Hörner auf seiner Maske, die meist menschlich und schmerzverzerrt dargestellt ist. Traditionell trägt er ein Ziegenfell und mehrere kleine Glocken am Gürtel.

Die Percht hingegen ist der Natur nachempfunden, die Masken sind vielfältig. Manche erinnern an den Krampus, allerdings tragen sie mehr und auch oft verschiedene Hörner. Auch sie haben meist Rosshaarruten dabei. Damit schlagen sie aber nicht zu, sondern streichen nur über Menschen, Dinge und Gebäude und versprechen so Glück und Segen für die nächste Zeit. Außerdem tragen auch sie Glocken, mit denen sie symbolisch die Natur wieder zum Erwachen bringen sollen. Dies war früher noch viel wichtiger als heute, waren die Menschen doch darauf angewiesen, dass nach der Schneeschmelze wieder alles wächst, was sie ernähren soll.

Zur Percht gehören ganz verschiedene mystische Naturgestalten, die von Region zu Region variieren. So gibt es mancherorts die Habergeiß, Schnabelperchten, Hexen oder Moos- und Zapfenmandln. Sie haben alle ihre Aufgaben und erfüllen diese gewissenhaft.

  • Schnabelperchten beispielsweise schauen nach, ob auch alles sauber ist, bevor das neue Jahr beginnt. Aufräumen und putzen allein hilft nicht, denn sie sehen auch, ob das Innere der Menschen genauso ordentlich ist …
  • Die Hexen versinnbildlichen das Gute und Böse der Percht. Sie bringen mit Gehopse und Geschrei Leben in einen Umzug. Mit ihrem Reisigbesen kehren sie das alte Jahr symbolisch aus.
  • Zapfenmandl wiederum verkörpern die schwere Arbeit in Wald und Flur.

Diese und viele weitere Figuren könnt Ihr auf diversen Perchtenumzügen erleben, die nun in der Region abgehalten werden. Am 30. Dezember wird bereits seit einigen Jahren in Lungötz der beliebte Perchtenlauf durchgeführt. Die einzelnen Gruppen werden auf einer Schneerampe vorgestellt und mischen sich danach unter die Leute. Aber keine Angst – die zotteligen Wesen schlagen nicht zu. Lasst Euch über die Kleidung streichen, dies verheißt Glück im neuen Jahr. Nun gut, vor den Hexen ist vielleicht zu warnen, denn manche führen Ruß mit sich und es kann schon vorkommen, dass man ein paar schwarze Striche im Gesicht hat. Aber auch diese Geste hat viel Positives und viele tragen die Striche mit Stolz an diesem Abend.

Perchtenlauf Lungötz

Urlaub in der Salzburger Bergwelt

Wenn die „Wilde Jagd“ vorbei ist, dann ziehen zum Abschluss der Weihnachtstage am 5. Jänner die heiligen drei Könige mit prächtigem Gewand durch Annaberg-Lungötz. Das Besondere daran ist, dass die musikalischen Könige seit über 70 Jahren hoch zu Ross durch die Gemeinde reiten und mit ihren schönen Weisen Glück und Frieden verbreiten.

So kann das neue Jahr gut beginnen. Wir wünschen Euch von Herzen ein glückliches und friedvolles Jahr 2023. Oder wie es die Percht verkündet: An Fried´, an Reim, an G´sund.

Vielleicht sehen wir uns in Annaberg-Lungötz? Denn auch nach dem Jahreswechsel mit viel Brauchtum könnt Ihr hier einiges erleben. Ob aktiv oder entspannt, für einen feinen Urlaub in der Salzburger Bergwelt heißen wir Euch im Winter und Sommer herzlich willkommen!

Sylvia
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