Jakobikirtag: Prozession, Schützentanz und viel Unterhaltung
Feines Familienfest mit Tradition im Salzburger Land
Bei uns in St. Jakob am Thurn findet traditionell der Jakobikirtag am letzten Sonntag im Juli mit Prozession, stimmungsvollen Festzelt und historischen Schützentanz statt. Warum ihr beim nächsten Jakobikirtag dabei sein solltet, bringe ich Euch mit diesem Beitrag gerne näher. Das Bildmaterial habe ich dabei in den letzten Jahren zusammengetragen.
Denn auch wenn es jedes Jahr dasselbe scheint, ist es jedoch immer etwas anders. Als Kind konnte ich es nicht erwarten wieder auf der Schiffschaukel bei den Verkaufsstandln (früher gab es den Spielplatz noch nicht) zu schaukeln und unzählige 10 Schillinge dafür von Verwandten und Bekannten zu ergattern. Als eine der vier „Maria-Mutter-Gottes“ Trägerinnen saß ich dann im Zelt nicht mehr bei der Familie am Tisch sondern unter den Jugendlichen und zögerte das Heimgehen solange wie möglich hinaus. Und als Schützenmarkedenterin hatte ich einige Jahre lang die Ehre am Festtag direkt mitzuwirken und die „andere“ Seite des Kirtags mit Schnapsverkauf und Schützentanz-Mitwirkung kennen zu lernen. An diese Zeit werde ich mich immer erinnern – besonders jedes Jahr beim Kirtag.
Jetzt als Mutter sieht man den Kirtag wieder mit anderen Augen. Wo ist der beste Schattensitzplatz für den Kinderwagen in Spielplatznähe? Sind die Schüsse der Stutzen auch nicht zu laut? Hoffentlich übersehe ich das Kasperltheater beim Turm nicht und (ver)brauche bei den Verkaufsständen nicht mein ganzes Kirtagsgeld! Egal mit welchem Alter, ob Single oder mit der Familie – der Jakobikirtag ist ein Fest für jedes Alter. Also ich werde sicher noch im hohen Alter eine Runde Schnapserl bei den Markedenterinnen kaufen, mir das Henderl und die leckeren Torten meiner Nachbarinnen bei der „Kaffee & Kuchen Bar“ schmecken lassen und mir mit Sicherheit zum xten-Mal den Schützentanz der Jakobischützen ansehen. Das gehört einfach dazu und ist auch einfach etwas besonders bei uns im Tennengau.
„Rotmantei“: Die Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn
Aber wer feiert da eigentlich und warum? Die Jakobischützen, eines der traditionsreichsten und ältesten Schützenkorps des Landes Salzburgs, feiern mit dem Jakobikirtag das Fest ihres Schutzpatrons des Heiligen Jakobus des Älteren (25. Juli). Ihr Bestand reicht als Abwehrgemeinschaft der Jakobibrüderschaft auf das Jahr 1476 zurück. Seit dem Jahr 1926 bestehen die Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn in ihrer jetzigen Form. Der Verein umfasst 73 aktive Schützen und 2 Marketenderinnen.
Die Jakobischützen bezwecken das Prangerstutzenschießen nach altem Brauch auszuüben, sowie die aus dem Jahre 1738 stammende Tracht der Vorfahren bei besonderen örtlichen und heimatlichen Anlässen zu tragen und in Ehren zu halten. Die roten hispanische Röckl sind das Markenzeichen der Jakobischützen. Daher auch der liebevolle Spitzname die „Rotmantei„. Wenn ihr mehr über die historische Schützenkompanie im Tennengau erfahren wollt, empfehle ich Euch die Vereinschronik:
Treu dem alten Brauch
Zu Ihrem Jubiläumfest von 29. – 31. Juli 2016 schenkten sich die Jakobischützen eine umfassende Vereins-Chronik mit 160 Seiten! Ein Werk mit der komprimierten Zusammenfassung des vorhandenen Bild- und Schriftmaterials. Leicht verständlich geschrieben, unterhaltsam und dennoch informativ. „Mit Respekt und Dank für die Heimatverbundenheit unserer Vorfahren, sowie als Ausdruck der Liebe zu unseren Wurzeln. Ein Buch über unsere Urgroßeltern, Großeltern, Eltern und über uns. Für unsere Kinder und deren Kinder. Treu dem alten Brauch“, so der Autor Martin Krispler über die Chronik der Jakobischützen. Quelle waren dabei 35 Bilderlieferanten mit knapp 1.000 Bildern, die lückenlosen Tätigkeitsberichte bzw. Jahreshauptversammlungsprotokolle seit der Neugründung 1926 und unzählige Gespräche mit der „älteren“ Generation und vielen Zeitzeugen. Erhältlich unter jakobischuetzen@gmx.at oder beim BIO-Gasthaus Schützenwirt in St. Jakob am Thurn.
Jakobikirtag in Bildern
Seitdem ich nicht mehr „aktiv“ am Jakobikirtag mitwirke, habe ich stets meine Kamera mit dabei. Gerne zeige ich Euch hier ein paar Schnappschüsse der letzten Jahre. Mehr davon könnt ihr Euch in Facebook unter St. Jakob am Thurn oder den Jakobischützen ansehen! Los geht`s – wie es sich für Schützen gehört, den Festtag mit lautem Geböller!
Weckruf & Prozession um das Hauserfeld
Der Festtag beginnt für die Schützen jährlich bereits um 7.00 Uhr mit einem Weckruf. Das heißt die Jakobischützen wecken die St. Jakober mit ihren Böllerschüssen und leiten so den Festtag ein. Nach der Festmesse – bei schönem Wetter vor der Wallfahrtskirche Sankt Jakobus d. Ä., folgt die Prozession mit der Monstranz (wie beim Fronleichnamsfest) um das Hauserfeld. Allen voran reitet Anton Hager jun. als Jakobireiter, danach folgt die Musikkapelle Puch und der Löschzug FF St. Jakob. Mit im Festzug dabei, sind auch die Ministranten, der Kirchenchor, die „Frauträgerinnen“, welche die Statue der Heiligen Mutter Gottes und die Jakobischützen, die eine Statue vom Heiligen Jakobus tragen. Dahinter die vielen Kirchgänger, die mit allen gemeinsam von Station zu Station beten.
Einzug ins Festzelt: stimmungsvoll durch den Nachmittag
Nach der festlichen Prozession um das Hauserfeld, ziehen die Vereine hinter der Musikkapelle Puch in das Festzelt ein. Dann startet die Unterhaltung beim Frühschoppen mit Grillhenderl, Bier und selbstgemachten Kostlichkeiten beim Kuchenbuffet. Ab und zu wir „Ein Prosit“ angestimmt oder zum „Rainermarsch“ eifrig in die Hände geklatscht, mitgesungen und aufgestanden. Dabei darf auch das ein oder andere Schnapserl von den Marketenderinnen nicht fehlen :-)
Jakobikirtag: Ein Fest für Kinder
Die Kinder am Kirtag sind meist zwischen den Süßigkeiten- und Spielwarenständen und dem Spielplatz unterwegs. Dabei müssen sie immer durch das Zelt und bleiben dabei oftmals bei der Musikkapelle Puch danach bei Live-Musik auf der Tanzfläche hängen. Zu Mittag läutet der Kasperl mit einer kleinen Glocke durch das Zelt und ladet die Kinder zum Kasperltheater beim Turm ein. Die Augen funkelten beim liebevoll präsentierten Stück der Familie Flatz und die Kinder haben dabei immer viel Spaß, aber besonders der Zuckerlregen am Schluss ist ein Highlight für die Kleinen.
Der Höhepunkt: Historischer Schützentanz um 16.00 Uhr
Jedes Jahr wird am Nachmittag des Jakobikirtags der Schützentanz der Jakobischützen mit sehr viel gepfeife, getrommel und einem großem Lauffeuer aufgeführt. Und das gehört zu uns in St. Jakob einfach dazu – wie es Josef Fallnhauser (Schriftführer der Jakobischützen von 1926-1965) schon so gut in seinem Gedicht zum Schützentanz schon erwähnt:
„…Wir Thurnberger hab`n halt
A Schloß und an Tanz,
Wann ma dia zwoa nöt hätt`n,
Dann war`n ma nöt ganz!…“
(Auszug aus der Chronik: Treu dem alten Brauch. Die Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn, 2016. S. 133)
Um 16.00 Uhr erfolgt die Aufführung des historischen Schützentanzes der Jakobischützen, der erstmals im Jahr 1738 aufgeführt wurde. Wieder aufgeführt auf Grund alter Überlieferungen der Einheimischen und Universitätsprofessor Dr. Wolfram im Jahre 1930. Nach fachlichem Gutachten ist der Tanz eine Mischung aus Schwerttanz (wie der Dürrnberger Schwerttanz) und Prangerstutzenbrauch. Wenn ich an den Schützentanz denke kommt mir sofort die markante Melodie in den Kopf. Auch jetzt muss ich sie wieder pfeifen :-)
Der Tanz illustriert neuen Figuren! 16 Männern mit Prangerstutzen, Fähnrich mit Begleiter, Marketenderinnen, Trommler, Pfeifergruppe, und Kommandant tanzen zu die vom Ansager (Hauptmann Stellvertreter und Oberleutnant Anton Brunnauer) vorgetragene gereimte Erzählung über die Abwehr der Türken. Zu jeden Vers wird die entsprechende Figur, wie „der Turm“ „das Kreuz“ und „die Gasse“ getanzt bzw. zur taktvollen Musik marschiert.
Der Heilige Jakobus der als Türkenwarner aus Spanien nach St. Jakob gekommen sein soll, wird jedes Jahr vom Schützenkurat (Pfarrer der Pfarre St. Jakob) dargestellt. Nach dem Schützentanz werden noch die vielen Ehrengäste mit einigen Salven angeschossen und ihnen mit einem Schnapserl für ihre Geldspende bedankt.
Bewegte Bilder: der Schützentanz
2009 wurde von ServusTV mit Bertl Göttl unter anderem bei der Sendung „Hoagascht“ eine Dokumentation über den Jakobikirtag gedreht. Nach der Prozession sind Ausschnitte vom Schützentanz zu sehen. Und Achtung: Ohrwurm-Gefahr. Ich pfeife das Lied schon wieder :-)
Nach dem Schützentanz geht es wie jedes Jahr einige Stunden im Festzelt mit Live-Musik und guter Stimmung an der Bar und der Tanzfläche weiter. Hauptmann der Jakobischützen Anton Hager kann sich jährlich über zahlreiche Besucher und ein wunderschönes Fest freuen. Mal sehen wie der Jakobikirtag dieses Jahr wieder wird. Sicher wieder ganz anders als die letzten Male :-)
TIPP: Die Jakobischützen haben ganz besondere Prangerstutzen. Selbst hergestellt zum letztjährigen Jubiläumsfest. Mehr dazu im Beitrag Prangerstutzen-Herstellung im Salzburger Land
Hier geht`s nach St. Jakob am Thurn…
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