Geschichte trifft Natur: Faszination Georgenberg
Kraftplatz und historische Besonderheit in Kuchl
Jedes Jahr wird im Herbst in ganz Österreich der „Tag des Denkmals“ begangen. Seit der Sonderausstellung „Der Georgenberg“ im Museum Kuchl, heißt das bei uns, „rauf auf’s Bergl“. Denn auf dem Georgenberg gibt es allerhand Geschichtliches zu entdecken. Könnt ihr euch vorstellen, dass dieses „Stück Fels“ für viele Menschen ein starker Kraftplatz ist und schon zur Zeit des Römischen Reiches eine besondere Bedeutung hatte?!
Schon gewusst?
Der Georgenberg ist ein sogenannter „Inselberg“. Solche Inselberge sind Erhebungen, die sich häufig in der Form von steil aufragenden Felswänden in einer flachen Umgebung finden lassen. Auch Ayers Rock in Australien ist so ein „inselberg“. Diese Bergform wird übrigens auch im Englischen so genannt (in der Mehrzahl dann „inselbergs“).
Warum sieht der Georgenberg so aus, wie er aussieht?
Durch verschiedene Warm-Kalt-Perioden im Laufe der Erdgeschichte hat sich in unserem Tal Geröll aus den umliegenden Gebirgen angesammelt. Dieses Geröll wurde von den Wassermassen schmelzender Gletscher ins Tal gespült. An der Stelle, an der sich der Georgenberg heute befindet, ist einiges davon liegen geblieben und hat sich abgesetzt. Zum Glück – sonst hätten wir ihn jetzt nicht! : )
Aber er hat nicht immer so ausgesehen, wie wir ihn heute kennen. Im Gegensatz zur heutigen Bewaldung standen in früheren Jahrhunderten nur einige wenige Bäume auf der Nordseite des Berges. Die Vegetation hat sich also erst nach und nach entwickelt. Und genau sie ist es, die so viele Spaziergänger und Naturliebhaber zum und auf den Berg zieht.
„Römerstraßen folgen Keltenpfaden“
…sagt ein Sprichwort, und so kannten auch die Römer den Georgenberg.
Wegen seiner Form hat unser Bergl schon früher einen idealen Siedlungsplatz dargestellt. Eine weite Fernsicht, die natürliche Schutzlage durch die steil abfallenden Felswände und die strategisch günstige Position sprechen für sich. Bis in die Jungsteinzeit zurück lässt sich eine Besiedelung nachweisen. Zudem ist die keltische Besiedelung wissenschaftlich gesichert.
In der Tabula Peutingeriana, einer mittelalterlichen Kopie einer römischen Straßenkarte, ist 14 Meilen südlich von Salzburg die Straßenstation Cucullae eingezeichnet. Man nimmt an, dass sich diese im unmittelbaren Nahgebiet des Georgenbergs befindet. Die Römerstraße in Kuchl zeugt heute noch vom Verlauf der damaligen Straße nach Salzburg.
Was war eine Römische Straßenstation?
Entlang römischer Handelswege gab es in bestimmten Abständen immer wieder eine sogenannte „Mansio“ (lat. Rast, Aufenthaltsort). Hier konnten sich Reisende ausruhen und ihre Pferde versorgen.
Forschungen gehen weiter
Bis heute konnte die in Kuchl vermutete Straßenstation leider noch nicht lokalisiert werden. Aber der Museumsverein setzt die Suche intensiv fort. Diese sogenannten geomagnetischen Untersuchungen sehen, wie ich finde, ziemlich lustig aus. Mittlerweile gehen Historiker jedoch schon eher davon aus, dass es sich bei Cucullae gar nicht um eine Straßenstation handelte. Sondern, dass mit dieser Markierung in der Tabula Peutingeriana der Georgenberg als Kraftplatz und Heiligtum gemeint war. Doch diese Vermutung ist bisher nicht wissenschaftlich bewiesen.
Filialkirche St. Georg
Auf dem Bergl thront die Filialkirche St. Georg. Die Kirche ist vor allem bei Brautpaaren sehr beliebt, aber normalerweise nicht öffentlich zugänglich. Daher ist der Besuch des Kircheninneren auch für mich jedes Mal etwas ganz besonderes. Eine Führung in der Kirche ist am Tag des Denkmals, der dieses Jahr 2017 am 24. September stattfindet, möglich. Wenn auch ihr gern an einer solchen Führung teilnehmen möchtet, könnt ihr alle Details in unserem Veranstaltungskalender nachlesen.
Die Kirche in ihrer heutigen Form stammt aus spätgotischer Zeit (Ende 15. Jhd.), wobei der Westturm erst 1682 dazukam. Jedoch geht die Forschung davon aus, dass es bereits sehr viel früher zwei Vorgängerbauten an derselben Stelle gegeben hat: eine frühchristliche Kirche und eine ottonische Kirche aus dem 10./11. Jahrhundert. Hierzu hat es in den 1960er Jahren Grabungen gegeben. Einen Eindruck von dem, was die Archäologen dabei alles gefunden haben, bekommt ihr heute noch, wenn ihr in die im Boden eingelassenen Grabungsfenster im Kircheninneren schaut.
Barocker Glanz im Kircheninneren
Der Innenraum der Kirche wurde um das Jahr 1700 erneuert und in barockem Glanz ausgestattet. Neben dem Hochaltar befinden sich noch zwei Seitenaltäre, eine Kanzel mit Predigtkreuz, sowie u.a. die Bilder der 14 Nothelfer. Weiterhin wurde Mitte des 17. Jahrhunderts eine Außenkanzel errichtet, um der Funktion einer Wallfahrtskirche gerecht zu werden und von hier zu den Gläubigen predigen zu können.
In der Lebensbeschreibung des Hl. Severin wird erzählt, dass der Heilige Kuchl zwei Mal besuchte und von der Filialkirche predigte. Auch zwei Wunder, die der Heilige hier vollbracht haben soll, sind überliefert: das Kerzenwunder und das Heuschreckenwunder. Weiteres dazu könnt ihr beim Museumsverein Kuchl finden.
Tipp: Mehr zur großen Geschichte des kleinen Bergls und seiner Kirche könnt ihr auch auf dem Erlebnis-Rundweg „Kuchler Zeitreise“ erfahren!
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