Verfilzt und aufgenäht
Schafvlies, Seife und Wasser sind die Zutaten für Filzpatschen. Inge Eder aus Annaberg gehört zu den fleißigen Tennengauerinnen, die diese wärmenden Hausschuhe nach alter Tradition herstellen.
Der Fantasie sind beim Filzen keine Grenzen gesetzt, denn Schafvlies lässt sich einfach färben und formen. Inge Eder aus Annaberg-Lungötz fertigt Filzpatschen nach alter Tradition an. Die 79-jährige Lammertalerin nimmt am liebsten das grau-schwarz melierte Wollvlies von heimischen Schafen. Für die Form verwendet Inge Leisten aus Schusters Werkstatt. „Dadurch bekommen die Patschen gleich die richtige Form“, sagt sie. Dann schnappt sich Inge eine dünne Lage Vlies, legt dieses quer auf den Leisten und schlägt die Ränder ordentlich ein. „Die erste Lage soll quer sein. Wenn sie es nicht ist, zieht es einem die Socken aus.“ Am besten sei ohnehin barfuß in die Filzpatschen zu steigen, denn da wärmen sie am besten.
Mit Seifenwasser massieren
Nach dem Inge den Leisten mit Vlies gut eingepackt hat, gießt sie lauwarmes Schmierseifen-Wasser über den Schuh. Dann massiert und streicht die Annabergerin solange, bis die Seife schäumt und sich das Vlies eng an den Leisten schmiegt. Danach legt sie die zweite Lage in Längsrichtung darüber. Das ist ebenfalls wichtig, denn wenn das Vlies in gleicher Richtung aufgelegt wird, verfilzen die Fasern nicht gut. Inge massiert und streicht die zweite Lage wieder solange bis das Seifenwasser schäumt und sich das Vlies eng an den Leisten schmiegt. Dann kommt die dritte Lage wieder quer auf ihr Handwerk. Sie gießt warme Seifenlauge darüber, massiert und erzählt: „Damit sich die Wollfasern gut verfilzen, haben wir früher mit fast kochend heißem Wasser gearbeitet. Ich habe mir immer die Hände verbrannt.“ Diese heiße Arbeit übernimmt heute die Waschmaschine.
Patschen mit bunten Borten
Insgesamt packt und verfilzt die Tennengauerin sieben dünne Vlieslagen auf den Leisten. Danach gibt sie den Patschen in ein Stoffsackerl und schnürt es fest zu. Dann stülpt sie eine zweite Stofftasche darüber und schnürt sie wiederum fest zu. Damit sind die Wollpatschen in der Waschmaschine gut geschützt. Insgesamt stellt Inge drei Patschenpaare her und wäscht sie anschließend gemeinsam in der Waschmaschine bei 80 Grad Celsius rund eine Stunde lang.
Danach schneidet sie die Patschen auf, entfernt die Leisten und lässt sie trocknen. Zum Abschluss näht Inge die Ledersohle mit einem Kreuzstich auf und verziert die neuen Patschen mit bunten Borten.
Patschen vor Motten schützen
Motten haben die Hausschuhe aus Vlies zum Fressen gern. Inge rät: „Wenn ich sie im Sommer nicht anziehe, verpacke ich sie in Zeitungspapier und gebe Lavendel oder Mottenpapier in die Patschen.“ Zum Abschied kaufe ich mir ein Paar dieser traditionellen Filzpatschen. Im Sommer ziehe ich sie übrigens auch an, weil sie so bequem sind. Für meinen Mann sind die Patschen nicht lagernd. Daher bestelle ich für ihn ein Paar.
Inge fertigt nur auf Bestellung. Unter der Telefonnummer +43 676 42 86 805 is sie erreichbar. Darüber hinaus gibt es auf Handwerks-, Advent- und Weihnachtsmärkten die traditionell oder kreativ bunt gemusterten Hausschuhe vieler Handwerkerinnen und Handwerker zu kaufen.
Fotos: Christine Fröschl
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