Was ist ein Marterl?
Das Marterl: ein religiöses Kleindenkmal
Spirituelle Andachtsstätten in der Landschaft – ein Marterl lädt zum Innehalten, Nachdenken und Besinnen ein.
Ein Marterl ist ein Zeugnis des christlichen Glaubens. So war es damals und so ist es heute noch. In früheren Zeiten wurde beim Vorübergehen demütig der Hut gezogen oder ein Knicks gemacht. Auch heute zeigen viele Gläubige ihre Ehrfurcht an einem Marterl, indem sie ein Kreuzzeichen machen oder sich die Zeit für ein Vaterunser nehmen.
Standorte eines Marterls
Auch bei uns im Tennengau trefft ihr auf viele dieser religiösen Kleindenkmäler. Sie stehen unter anderem
- am Straßenrand
- an Kreuzungen
- neben Wanderwegen
- oder an Bergpfaden
Häufig sind sie liebevoll mit Blumen geschmückt. Oder eine brennende Kerze zeugt davon, dass das Marterl vor kurzem Besuch hatte.
Freud und Leid
In der Umgangssprache bezeichnen wir die verschiedensten religiösen Flurdenkmäler wie
- Bildstöcke
- Wegkreuze
- oder auch kleine Kapellen
als Marterl. Ein ‚echtes‘ Marterl hat aber eine Geschichte. Es erinnert an Freude oder Leid und mahnt zur Einkehr.
Erinnerung, Dankbarkeit, Bitte
Oft steht ein Marterl schon seit mehreren Generationen an seinem Platz. Vielleicht soll es uns an ein Unglück oder einen Unfall erinnern. Das kleine Denkmal bietet dann einen Ort zum Trauern an. Oder sein Errichter will mit einem Marterl die Dankbarkeit gegenüber Gott ausdrücken. Gründe zum Dank gibt es viele:
- von einem Unglück verschont worden zu sein
- eine schwere Krankheit überstanden zu haben
- eine schlimme Situation gut gemeistert zu haben
- von einem Krieg zurückgekehrt zu sein
- und so weiter
Ebenso kann ein Marterl aber auch in Verbindung mit einer Bitte an Gott aufgestellt worden sein. So ist ein Marterl auch ein Platz der Hoffnung.
Religiöse Kleindenkmäler im Umkreis von Annaberg-Lungötz
Wenn ich hier im Gemeindegebiet von Annaberg-Lungötz und Umgebung unterwegs bin, begegnen mir verschiedene religiöse Kleindenkmäler:
- Das Dürmoos-Marterl
Beim Unterdürmoos erwartet mich zum Beispiel das Dürmoos-Marterl. Es steht dort an einer Weggabelung. Das Filzmooser Kindl in der Wallfahrtskirche in Filzmoos diente der Figur im Marterl als Vorlage. In den ca. 60 Jahren, an denen das Martel dort steht, wurde es sorgfältig erhalten und renoviert.
- Kapelle am Gappenberg
Eine kleine Kapelle am Gappenberg wurde als Dank und Bitte von einer Lungötzer Familie vor nun fast 30 Jahren errichtet. Das malerische Tennengebirge erhebt sich im Hintergrund der Kapelle. Im Innereren der Andachtsstätte könnt ihr ein Kreuz und die geschnitzten Figuren der Hl. Maria und Josef erblicken.
- Das Lehngmäu
Bereits um 1846 wurde beim Hefenscher ein Gmäu erwähnt – das Lehngmäu. Im Inneren sind Abbildungen der Hl. Barbara, der Hl. Margarethe und die Kreuzigung Jesu. Vor ungefähr vierzig Jahren wurde das Gmäu erneuert.
- Marterl im Rauhenbachtal
Im Rauhenbachtal findet ihr ein Marterl mit einem geschnitzten Filzmooser Kindl. Es wurde als Dank für die Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft nach dem 2. Weltkrieg errichtet. Das kleine Denkmal musste schon zweimal wegen einem Bauvorhaben weichen.
- Die Strubkapelle
Die Strub- oder auch Teufelsgrabenkapelle hat ein Bauer als Dank für die Heimkehr seiner sieben Söhne aus dem 1. Weltkrieg gebaut. Als die Straße in der Strub fertig gebaut war, wurde die kleine Kapelle an ihren heutigen Platz versetzt. Da steht sie nun an der Straße, beim Wasserfall des Teufelsgraben.
- Bildstock am Spiesshof
Beim Spiesshof im Lammertal gibt es einen Bildstock, der aus dem 17. Jahrhundert stammt. Auf ihm sind der Ölberg und die Kreuzigung Jesu zu sehen. Der Bildstock ist aufwendig renoviert worden. Er lädt zu einem spirituellen Halt ein.
- Wetterkreuz auf der Karalm
Auf dem Logenplatz der Karalm gibt es ein wunderschönes Wetterkreuz. Es wurde dort zum Dank aufgestellt, dass die Familie bei einem Brand unversehrt geblieben ist.
Einladung zum Halt
Kommt ihr auf eurem Weg an einem Marterl vorbei, haltet doch bei ihm an: Nehmt seine Einladung zum Verweilen an und genießt die Ruhe.
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