Glockengeläut auf der Alm…

Herrlich, wenn man durch die Almlandschaft wandert und man hört das beruhigende Glockenläuten rundherum. Verschiedene Stimmungen, manchmal dumpf und etwas leiser, dann mal wieder laut oder im ganz hohen Ton.

…warum tragen die Tiere Glocken?

Glocken dienen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung dazu, Herden zusammenzuhalten. Besonders auf Almen sind die Weideflächen nicht immer mit Zäunen abgegrenzt, daher ist es für Vieh und auch für die Besitzer einfacher die Herde zu finden, wenn die Glocken läuten. Besonders bei Nebel und Schlechtwetter ist es oft schwierig, da ist man heilfroh, wenn man durch das Geläut hört, wo sich die Tiere aufhalten.
Meistens beginnt der Arbeitstag mit Viehbetrieb ziemlich früh und im Spätsommer geht die Sonne auch zunehmend später auf, die morgendliche Dunkelheit erschwert das Suchen der Tiere. Wenn die Leitkuh allerdings bereits auf den Beinen ist, erklingt bei jedem Schritt die Schelle und man weiß in welche Richtung man weitersuchen kann.

Ebenso kann sich ein Tier der Herde ungewollt absetzen und die Herde verlieren, durch das Gebimmel findet es wieder zurück. Es gibt viele Situationen für Mensch und auch Tier, in denen das Geläut der Glocken einfach hilfreich ist!

Schutzfunktion

Die Kuhglocken dienen nicht nur zum Wiederfinden der Tiere, sie dienen auch in gewissen Sinne als Schutz vor Raubtieren. Bei Kühen vielleicht weniger, aber bei kleineren Tieren wie Schafe oder Ziegen ist das von höherer Bedeutung. Die lauten Glockenklänge sollten die Fressfeinde in die Flucht schlagen. Laut altem Volksglauben sollten die Klänge der Glocke den Bereich vor bösen Geistern oder Krankheiten beschützen, den sie mit ihrem Klang erfüllen.

Glocke oder Schelle

Wir bezeichnen vorwiegend alles als „Glocke“, was am Hals des Tieres baumelt. Allerdings handelt es sich genau genommen meistens um „Schellen“. Diese werden aus Kupfer-, Messing- oder Eisenblech geschnitten und an den Seiten verschweißt oder vernietet, wobei die Glocke immer in Form gegossen wird. Schellen sind weitaus robuster und langlebiger als Glocken, da Glocken bei einem kleinen Riss oder Sprung den Klang verlieren.

Kleintiere wie Ziegen oder Schafe tragen meist Flachschellen, größeres Vieh bzw. die Leittiere immer größere und entsprechend lautere Glocken und Schellen. Es wird entschieden welchen Rang das Tier in der Herde hat. Die Leitkuh trägt die „Speis-Glocke“ (eine ganz hell-klingende Glocke), alle anderen eine tiefer-klingende Schelle.

Es gibt nicht nur unterschiedliche Klangkörper, auch der Riemen besteht aus verschiedenen Materialien. Am schönsten und langlebigsten ist der Lederriemen.

Ganz besonders schöne Riemen und Glocken werden in vielen Orten noch zum Almauftrieb und Almabtrieb verwendet. Der Leitkuh wird die „Bumper-Glocke“ umgehängt – eine extra große Glocke mit einem tiefen Klang. Die spezielle Glocke wird nur an diesen Tagen verwendet.  Die Kühe wissen genau, dass es auf die Alm bzw. wieder nach Hause geht. Ebenso werden die Tiere beim Almabtrieb besonders schön geschmückt. Ich habe noch zwei Fotos von unserem Almabtrieb von früher gefunden. Meine Oma und Opa führen die Leitkuh:

Nachteile der Kuhglocke?

Stört das Gebimmel die Tiere? – Ich habe etwas recherchiert, allerdings keine bewiesenen Studien oder Berichte dazu gefunden. Wenn wir unseren Kühen auf der Weide zusehen, habe ich nicht das Gefühl, dass es sie stören würde. Ganz im Gegenteil ich habe schon oft beobachtet, dass sich die anderen Tiere nach unserer Leitkuh orientieren.

Es ist wichtig die richtige Glockengröße für die Tiere zu verwenden. Unbedingt nicht zu groß, damit sie nicht beim Fressen stört! Ebenso sollte sie auch nicht zu schwer sein, da dies unnötig an den Energiereserven zehrt.

Man glaubt es kaum, manche Menschen stört das Glockengeläute auf der Weide. Das kann ich überhaupt nicht nachempfinden – das gehört einfach dazu.

Wie wäre wohl eine Alm ohne Kuhglocken-Geläut? Ich denke es wäre nicht das selbe. Am liebsten sitze ich irgendwo auf einem Bankerl und höre einfach zu… und im Herbst, wenn die Tiere schon im Tal sind – dann ist es ruhig und fast wie ausgestorben…