Interview: „Mi zaht’s oafoch voi!“ – oder (ins Hochdeutsche übersetzt) “Ich habe einfach große Lust!” ;-)
Du bist die Frontfrau der Meissnitzer Band und bekannt für deine Energie auf der Bühne. Siehst du dich selbst als Powerfrau?
Christiane Meissnitzer-Gsenger: „Ja, schon, weil es viel Kraft braucht, um die Musikkarriere voranzutreiben und diese mit der Familie unter einen Hut zu bekommen. Das erfordert viel Disziplin und Ausdauer. Mein Leben ist nicht immer locker-flockig, ich muss viel dafür tun. Ich bin ja nicht nur Sängerin und Musikerin, sondern auch Managerin: Ich checke Termine, bereite Tourneen vor – mit allem, was dazu gehört. Aktuell helfe ich auch bei der Pflege meiner demenzkranken Schwiegermutter. Es gibt immer etwas zu tun, aber da geht es mir bestimmt wie vielen Frauen. Woher ich meine Energie nehme? Mi zaht’s oafoch voi! Ich bin ein totaler Bühnen- und Lebemensch.“
Als Songwriterin und Multi-Instrumentalistin – woher nimmst du die Inspiration für deine Musik?
Christiane Meissnitzer-Gsenger: „Aus meinem direkten Leben. Aktuell versuche ich gerade das Thema Vergänglichkeit, das sich aus der Pflege meiner Schwiegermutter ergibt, in einem neuen Song textlich und musikalisch zu verarbeiten. Das hilft mir dabei, Belastungen zu bewältigen. Unsere aktuelle Single ‘Geiler Moment‘ ist zum Beispiel durch den Einfluss des Großglockners entstanden, auf dessen Gipfel ich heuer mit meinem Mann stehen durfte: Hier geht es um die schönen Seiten des Lebens. Ich liebe die Berge und die Natur. Auf den Bergen komme ich zur Ruhe und hier fühle ich mich unserem Schöpfer nahe. Die Berge sind für mich unglaublich inspirierend! Was mich belastet, lasse ich unten im Tal. Am liebsten bin ich im Tennengebirge und am Gosaukamm unterwegs, dort, wo es einsam ist.“
Du hast zusammen mit deinem Mann Hans die Meissnitzer Band gegründet. Wie beeinflusst deine Partnerschaft die Dynamik und Kreativität der Band?
Christiane Meissnitzer-Gsenger: „Mein Mann unterstützt mich in allen Belangen, er ist irrsinnig offen für alles, mitfühlend und tolerant, er tut mir sehr gut. Und das ist wichtig für ein Ehepaar, das gemeinsam Musik macht, das also nicht nur privat, sondern auch beruflich zusammen ist. Wir lassen uns unsere Freiräume, das hilft auch sehr. Wir zwei sind einfach ein gutes Team. Nicht zu vergessen natürlich auch unsere Bandkollegen Christoph Schwaiger und Johannes Eder, die ebenfalls eine große Stütze sind.“
Du gehst jetzt auf die 50 zu. Ist das ein Problem für dich als Frau?
Christiane Meissnitzer-Gsenger: „Nein, gar nicht. Mit meinen 47 Jahren bin ich jetzt richtig schön angekommen, wie man sagt. In diesem Alter hat man eine klare Vorstellung vom Leben, man lebt selbstbestimmt und hat das Rückgrat, Dinge durchzuziehen. Ich weiß genau, was ich will und vor allem, was ich nicht will. Ich kann auch mal nein sagen. Das konnte ich früher nicht immer. Momentan fühle ich mich auch körperlich noch sehr fit und ich kann alles realisieren, was ich will. Das schätze ich sehr. Ich mag mein Alter gerade sehr gerne.“
Welche Botschaft möchtest du jungen Frauen mit auf den Weg geben, die ihren eigenen Weg in der Musik oder anderen kreativen Bereichen suchen?
Christiane Meissnitzer-Gsenger: „Als Frau muss man ab und zu wahrscheinlich wirklich mehr tun, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden, um ernst genommen zu werden. Als ich jünger war, wurde ich hin und wieder nicht ganz für voll genommen, das habe ich gemerkt. Man muss sich als junge Frau oft extra anstrengen, damit man unter Geschäftspartnern als gleichwertig erachtet wird. Früher wurde ich als das junge Ding in der kurzen Lederhose auf der Bühne gesehen, mit der man eine Gaudi haben konnte. Heute werde ich mehr als gleichwertige Geschäftspartnerin anerkannt. Wichtig ist es, dem Herzen zu folgen, aber auch, auf eigenen Beinen zu stehen und einen Plan B zu haben, eine Ausbildung, falls es mit der Musikkarriere nicht klappen sollte. Weil es ist wirklich ein sehr harter Weg, eigene Songs zu schreiben und damit auf Tour zu gehen. Man benötigt sehr viel Ehrgeiz und Ausdauer. Speziell in Österreich machen es gewisse Radiosender (z.B.: Ö3) heimischen Künstlern nicht leicht. Es werden lieber ausländische Bands im Radioprogramm gespielt. Da fehlt mir manchmal der Patriotismus. Dabei hat Österreich so viele gute Musiker!“
Apropos junges Ding und kurze Lederhose: Hast du dich je als ‘Sexobjekt‘ auf der Bühne gefühlt?
Christiane Meissnitzer-Gsenger: „Ich trage gerne Lederhose, aber auch Dirndl und meine Outfits sind bunt gemischt wie auch unsere Musik: Tradition trifft Moderne. Als junge Frau war mir gar nicht bewusst, dass man mich eventuell auch als ‘Sexobjekt‘ sehen könnte. Ich habe mich aus meiner Sicht immer natürlich gegeben, Authentizität war mir immer schon sehr wichtig. Ich halte auch nichts von Botox und im Alltag schminke ich mich nicht. Ich finde es wichtiger, dass man als Mensch eine gewisse Ausstrahlung hat, ein Lächeln, das bis zu den Augen rauf strahlt. Ich wollte nie sexy sein.“
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