Veronika Pernthaner-Maeke –
mein „Local Hero“ in Abtenau

Persönlichkeiten im Ort

Für unsere neue Serie „Local Heroes“ haben wir Tennengauer Tourismusverbände die Aufgabe bekommen, eine besondere Persönlichkeit aus dem eigenen Ort vorzustellen.

Berühmte und erfolgreiche Sportler gibt es ja genug in Abtenau, aber die kennt eh schon jeder. Und da ich mit Sport ohnehin nicht besonders viel am Hut habe (außer natürlich Wandern und Radeln in unserer wunderschönen Gegend :-)) habe ich mich in meinem Umfeld etwas umgehört und um Tipps gebeten.

Bei meiner Recherche bin ich dann auf Veronika Pernthaner-Maeke gestoßen und je mehr ich über sie erfahren habe, umso sicherer war ich mir, dass sie mein „Local Hero“ ist. Sie ist diplomierte Krankenschwester für Psychiatrie und Neurologie sowie ausgebildete Langlauflehrerin und vor allem leidenschaftliche Theaterregisseurin, Schauspielerin und Autorin. Hauptberuflich arbeitet sie als Geschäftsführerin des Salzburger Amateurtheaterverbandes, aber was sie „nebenbei“ noch so alles macht, da schlackern mir die Ohren.

Theater Abtenau

Veronika hat vor 30 Jahren die Theatergruppe Abtenau als ehrenamtliche, künstlerische Leiterin übernommen. Diese Gruppe ist mit Unterbrechungen schon über 100 Jahre aktiv und selbst einen Blogbeitrag wert (was ich fix eingeplant habe). Momentan besteht sie aus 35 aktiven Mitgliedern, die nicht nur uns Einheimische mit verschiedensten Produktionen wie Schauspielen, Lesungen, Festivals und Workshops begeistern, sondern durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Salzburger Landestheater, der Organisation des jährlichen internationalen Festivals „Abtenau ist Bühne“ sowie verschiedensten Produktionen bei anderen internationalen Theaterfestivals und Engagements in mehreren europäischen Ländern über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt haben.

Zurzeit ist die Gruppe ganz schön im Stress: Das Gebäude des „Kino&Theater Abtenau“ musste Ende 2022 geräumt werden und nun haben sie mit dem Umbau und der Einrichtung ihrer neuen Spielstätte in Voglau, im Seminargebäude des ehemaligen Club Zwilling (Waldhof 64), alle Hände voll zu tun. Für den 15. April 2023 wurde nämlich schon die Eröffnungsfeier fixiert als Start einer prall gefüllten Eröffnungswoche und Theatersaison.

Den Auftakt macht Veronika selbst. Gemeinsam mit ihrem Schauspielkollegen Johann Winkler gibt sie die Komödie „Doppelfehler“ von Barry Creyton zum Besten. Dann folgen ein Kindertheatertag, eine vergnügliche Lesung zum Thema Wein, ein offener Abend (wo alle Abtenauer*innen aufgefordert sind, mitzumachen), eine Bildpräsentation über Äthiopien, verschiedene Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie „Der Widerspenstigen Zähmung“ (sehr) frei nach Shakespeare. Genaue Termine findet ihr auf der Homepage des Theaters und in unserem Veranstaltungskalender.

Die Workshops sind ein wichtiger Bestandteil in Veronikas Arbeit. Hier kann sie ihre Leidenschaft fürs Theater an Menschen jeden Alters weitergeben und immer wieder neue Talente entdecken. Dazu hat sie Theaterstücke geschrieben und auch zwei Lyrikbände in der Edition Garamond veröffentlicht. Teils wurden die Werke auch ins Englische übersetzt und in London aufgeführt.

Buntstifte in Äthiopien

Eine weitere Leidenschaft hat Veronika im Jänner 2011 bei einer Rundreise entdeckt – nämlich die für Äthiopien und die Menschen dort. Sie war begeistert von den großen Kultur- und Religionsstätten, den Ausgrabungen und der grandiosen Landschaft, andererseits aber auch entsetzt über die scheinbar alltägliche Armut.
Während die Reisegruppe diverse Sehenswürdigkeiten besuchte, lernte sie in verschiedenen Städten Kinder und Erwachsene kennen, die sie in ihre Hütten einluden und von ihrem Leben berichteten. Nach der Rückkehr aus diesem Urlaub war für Veronika klar, dass dort noch mehr für sie zu tun war. Also packte sie ein halbes Jahr später ihre Koffer, nahm viele Buntstifte und Spielutensilien mit und traf sich in Addis Abeba mit einem einheimischen Arzt, den sie auf der ersten Reise kennengelernt hatte. Gemeinsam arbeiteten sie im subtropischen Westen Äthiopiens in der kleinen Krankenstation Kubito und versorgten mehrere umliegende Dörfer.

Doch das war Veronika nicht genug. Die medizinische Versorgung reichte ihr nicht, denn die Schicksale vor allem der Frauen und Kinder dort erschütterten sie sehr. Sie wollte mehr bewirken und suchte nach unterschiedlichen Möglichkeiten der Hilfe. Seit dieser Zeit sind mehr als 10 Jahre vergangen, in denen sich viel getan hat.

Veronika gründete den Verein „Buntstifte“ und sammelt seither fleißig Spenden mit Hilfe von Bildervorträgen, Benefizveranstaltungen, Weihnachtsmärkten und Schulveranstaltungen.

Jeder Cent, den sie dabei verdient, geht zu 100% zu den bedürftigen Menschen in Äthiopien. Ihre Arbeit und die der Vereinsmitglieder ist ehrenamtlich und alle Aufwendungen und Reisekosten bezahlen sie selbst.

Gemeinsam mit dem Projektpartner „SOS Sahel, Ethiopia“ und unterstützt durch den entwicklungspolitischen Beirat des Landes Salzburg konnte Veronika mit ihren Buntstiften schon viel bewirken:

In der Kreativschule gibt es neben Lesen, Schreiben und Rechnen für Kinder, Jugendliche und Frauen auch Malen, Basteln, Spielen, Singen, Tanzen und natürlich Theater. Für Binnenflüchtlinge mit einer anderen äthiopischen Muttersprache wird „Amharik“ angeboten, das ist die Sprache, die in Addis Abeba und vor allem auch auf den Ämtern gesprochen wird. Das Haus der Kooperative wurde gebaut. Die Frauen werden in verschiedensten bürokratischen Belangen unterstützt und in Kleingruppen werden Ausbildungen angeboten wie z.B.: Bienenzucht und Imkerei, Auswahl und Aufbewahrung von Saatgut, Getreideanbau, Getreidevermarktung, Bodenpflege nach der Ernte, Lagerung nach der Ernte, Verwaltung von Einnahmen und Eigentum, Grundrechenarten, Grundlagen im Kleinhandel, Bauen von holzsparenden Öfen, Kleingärten anlegen, Hausbrunnen bauen, Seifenherstellung aus Aloe Vera und vieles mehr.

Der Verein bezahlt vielen Familien Mietzuschüsse und stellt Grundnahrungsmittel zur Verfügung. Damit werden die Frauen vom massiven existenziellen Druck befreit und können sich in ihrer Erwerbsarbeit weiterentwickeln bzw. ausbilden lassen damit sie in Zukunft auf eigenen Beinen stehen. Außerdem werden sie in der Berufswahl und mit Startkapital für Arbeitsmaterialien unterstützt. Kinder und Jugendliche werden in allen Bildungsbelangen gefördert.

Für die nächste Zukunft gibt es weitere Ideen und Pläne: eine Biogasanlage, weitere Familien aufnehmen, einen permanenten Unterrichtsraum für die Kreativklasse einrichten, den Maturant*innen notwendige Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellen, weitere Kinder im Waisenhaus Eliza aufnehmen und dafür Personal anstellen, eine Waschmaschine für das Waisenhaus kaufen, Getreide und imprägnierte Getreidesäcke kaufen, die Imkerei mit zusätzlicher Setzung von geeigneten Pflanzen und Errichtung weiterer Bienenstöcke verbessern, die Erzeugung der Aloe Vera-Seife unterstützen, weitere holzsparende Öfen errichten, kleine Sonnenkollektoren für Lichtstrom installieren, kleine Hausbrunnen für Sammelwasser errichten und vor allem in Bildung und Gesundheit investieren.

Denn die Hilfe wird dringend gebraucht. COVID, Wirtschaftskrise und Bürgerkrieg verschärfen die Not der ohnehin armen Menschen noch weiter. Die Voraussetzungen für Einkommen aus selbständiger Arbeit sind schlecht und Anstellungen kaum zu bekommen. Die Wirtschaft ist durch den Bürgerkrieg eingebrochen, dazu strömen Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten nach Addis Abeba, wodurch die Verelendung verschärft wird. Die Inflation 2022 betrug 37%. Die Teuerung betrifft vor allem Treibstoff und damit Transport, wodurch die Lebensmittelpreise in den Städten explodieren. Dazu wirkt sich der europäische Krieg auf den Weizenpreis aus. Hungersnot ist die Folge.

Wenn ihr die Hilfsorganisation „Buntstifte – Äthiopien“ unterstützen wollt,
erfahrt ihr alles zum Verein auf der Homepage: buntstifte-eth.com

Logo Buntstifte - Verein von Veronika Pernthaner-Maeke

Oder ihr meldet euch direkt bei:
Veronika Pernthaner-Maeke
Am Anger 18, 5324 Faistenau
Tel.: +43(0)650/5514227
E-Mail: buntstifte-eth@sbg.at

Jede Spende hilft!

DANKE – AMESEGINALEHU- GALATOOMI

Ein paar persönliche Fragen zum Schluss:

Was ist deine Motivation / Vision?

In allen Belangen, ob beruflich oder privat, ist die Motivation für mich dieselbe: An dem Platz, an dem ich mich gerade befinde, will ich die Aufgabe, die ich gerade für mich sehe, bestmöglich erfüllen. Meine Frage ist immer: „Was kann ich tun, um einen Umstand, der mir nicht gefällt, zu verbessern?“ Dabei agiere ich im Wissen um meine Wurzeln. Wer gute Wurzeln hat, ist genährt und kann ohne Angst wachsen. Brücken sind mir lieber als Zäune, Fremdes macht mich neugierig und Neues will ich lernen.

Was ist für dich das Besondere am Tennengau?

Da ist einerseits das Tennengebirge als mein unmittelbares Heimatgebirge, dieser schroffe Kalkstock mit dem unfassbar schönen Plateau und auf der anderen Seite der Gosaukamm, dessen Umrundung für mich zu den schönsten Wanderungen zählt. Das Ganze wird durch die sanfte Osterhorngruppe mit dem Postalmgebiet abgerundet. Ich denke, dass mich diese abwechslungsreiche und auch fordernde Umgebung geprägt hat. –  Nach steilen Anstiegen kommen die großen Glücksmomente.

Der Tennengau ist durch das Theater Abtenau aber auch meine kulturelle Heimat. Diese Theatergruppe mit so vielen besonderen Menschen ist in sich eine Art Heimat für mich.

Tennengau ist für dich …. ? (kurzes Schlagwort)

Der zeitlose Ort meiner Wurzeln

Was ist dein Lieblingsplatzerl / Kraftort im Tennengau?

Der Gipfel des Einbergs

Erzähle uns deine lustigste Anekdote / Kindheitserinnerung

Sackrutschen auf der Rochernleitn mit dem Nachbarbuben Gusti

Wir waren wohl so im Schulanfänger-Alter. Meine Eltern haben für uns im Winter oft große Plastiksäcke mit etwas Heu gefüllt (heute würde man sie „Bio-Rodel“ nennen). Damit sind wir über die schneebedeckte „Rochernleitn“ runtergerutscht, so auch an diesem Winternachmittag. Der Hang war pickelhart, unser Mut größer als die Kontrolle über den fahrbaren Untersatz, wir sind immer höher raufgelaufen,  und so hat es uns irgendwann überschlagen und wir sind ein ganzes Stück auf unserer Haut runtergerutscht. Dem Gusti hat es das Gesicht abgeschürft und mir die Nase und die Hand, Blut überall. Heute würden besorgte Eltern wohl zum Arzt eilen, wir beide hingegen haben versucht, den Unfall zu verheimlichen. Wir hatten viel mehr Angst vor der Rüge der Eltern als Schmerzen oder Schrecken über die Verletzungen. Also haben wir uns ins Badezimmer geschlichen und ganz leise gewaschen und abgetrocknet. Die Wärme hat unsere Wunden so richtig zum Bluten gebracht, die Handtücher wurden zu unbestechlichen Zeugen. Das Malheur ist dadurch nicht gerade kleiner geworden, aber ich habe dabei vielleicht erstmals etwas über Physiologie gelernt. Vor allem aber haben mein Nachbarbub und ich bis heute immer eine fröhliche Erinnerung, wenn wir uns sehen. Die Narbenpunkte auf der Hand sind erst seit ein paar Jahren verschwunden, ein bisschen war es mir drum leid.

Wofür interessierst du dich am meisten?
Kultur interessiert mich in großer Vielfalt. Aber was würde ich auf eine Insel mitnehmen?
Lieblingsschriftsteller*innen: Ingeborg Bachmann, Friederike Mayröcker, Julian Schutting
Lieblingsmaler: Marc Chagall
Lieblingsmusik: Opern des 19. Jhdts. mit Maria Callas, auch Musik von Mozart, Gustav Mahler

Was erdet oder entspannt dich?
Entspannung finde ich beim Sport: Langlauf, Schitouren, Wandern, Radfahren, Schwimmen…

Liebe Veronika, vielen Dank für den Einblick in dein Leben.
Ich freue mich schon auf die Eröffnungswoche im neuen Theater!

Liebe Leser …

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