Wildfütterung

Zu Besuch im Wildwintergatter

Still ist es im Winterwald. Im Schnee sind die Spuren von Reh, Hase und Fuchs gut zu sehen. Bei jedem Schritt sinke ich etwas ein und hinterlasse ebenfalls meine Spuren. Ein leises Knacken lässt mich in die Richtung des Geräusches sehen. Gerade noch rechtzeitig bemerke ich ein aufgeschrecktes Reh, das Richtung Wiese läuft.

Die kalte Jahreszeit ist für Wildtiere, die keinen Winterschlaf und keine Winterruhe halten, eine Zeit des Überlebenskampfes. Ständig sind sie auf der Suche nach Nahrung. Um Verbiss- und Schälschäden an Bäumen und Sträuchern zu vermeiden, werden sie gefüttert. Für Rehe sind Futterstellen im Wald verteilt. Der Jäger befüllt diese mit Heu und Silo. Hirsche überwintern im Tennengau meist in so genannten Wildwintergattern. Das ist eine umzäunte Fläche, in denen der „König des Waldes“ von Oktober oder November bis in das Frühjahr lebt. Nur der Jäger, der das Futter bringt, kommt zu diesen Waldbewohnern. Nur selten nimmt er fremde Menschen mit, da diese Stress für die Tiere bedeuten. Sobald der Frühling genügend frisches Grün bereithält, wird das Gatter geöffnet und die Tiere verlassen es. Im Postalmgebiet betreut Berufsjäger Lukas Grasl das Gatter „Inneres Lienbach“ mit rund 100 Hirschen. Ich durchte bei einer Fütterung zusehen und die Tiere fotografieren. Wildmeister Josef Grasl, der Vater von Lukas, begleitet mit. Wir setzten uns in eine Hütte und beobachteten das Geschehen.

Wildtiere brauchen im Winter Ruhe

Sobald die scheuen Waldbewohner den Traktor von Lukas hören, kommen schon einige Hirschtiere (weibliche Hirsche) und Kälber (junge Hirsche) aus dem Wald. Vorsichtig nähern sie sich, schnuppern, lauschen und warten. Dann gehen sie aufmerksam zur ersten Futterkrippe und beginnen zu fressen. Hirsche mit ihrem beeindruckenden Geweihen laufen durch den Wald. Sie bemerken uns, bleiben ebenfalls stehen, lauschen und schnuppern. Nur zögerlich wagen sich die Wildtiere zum Futter. Bei jedem ungewöhnlichen Geräusch flüchten sie. Langsam gewöhnen sie sich an unsere Anwesenheit und beginnen entspannt zu fressen.
Lukas verteilt großräumig Heu. Hund Cäsar läuft mit und fängt jede Ladung mit dem Maul auf als wäre sie ein Stock zum Spielen. Immer mehr Tiere laufen die Hänge des umgebendes Waldes herunter zur Futterstelle. Cäsar bellt nicht. Das Rotwild und er kennen einander. Freudig läuft der Hund zwischen den Tieren und wälzt sich da und dort genüsslich im Schnee.

Damit jedes Tier genügend zu fressen bekommt, verteilt Lukas auch den Silo großräumig. Gemächlich malmen die Wiederkäuer. Dabei beobachten sie aufmerksam die Umgebung. Immer mehr Hirsche und noch ein paar Tiere mit ihren Kälbern laufen aus dem Wald. Große Hirsche mit einem imposanten Geweih nähern sich der Futterstelle. Sobald diese „Könige des Waldes“ kommen, machen die anderen Platz. Zum Schluss bringt Lukas wahre Leckerbissen: Rote Rüben. Diese fressen die Tiere besonders gern.

Lukas kennt alle Tiere. Manche haben sogar Namen. Sowie der Hirsch Mandi oder die dicke Hirschdame Susi. Sie war einmal Leittier. Nun ist sie alt und frisst am liebsten Silo. „Susi findet sogar den Silovorrat in der Scheune und nascht dort so viel sie kann“, sagt Lukas lachend.

Nach zwei Stunden verlassen wir die Hütte und fahren zurück. Damit die Hirsche in Ruhe und ohne Stress den Winter verbringen können, ist für Fremde der Zutritt in das Wildwintergehege verboten. Auch die Fütterungsbereiche für Rehe im Wald sollten gemieden werden. Denn die Wildtiere flüchten sofort wenn sich Menschen nähern. Dabei verbrauchen sie wertvolle Energie. Fütterungen sind im Winter durch die Schilder „Respekt Tiere“ gekennzeichnet. Um diese sollte ein großer Bogen gemacht werden. „Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass der Wald das Ess-, Wohn- und Schlafzimmer der Tiere ist“, gibt Lukas zu bedenken.

Hirschfleisch ist fettarm und eiweißreich

Damit nicht zu viel Wild in unseren Wäldern lebt und junge Bäume natürlich gedeihen können, erfüllen Tennengaus Jäger jedes Jahr den Abschussplan. Dieser wird von der Behörde vorgeschrieben. Im Winter haben diese Wildtiere Schonzeit.
Um den Abschussplan einzuhalten, muss Grasl während der Jagdsaison Tiere entnehmen. Wildfleisch ist besonders fettarm und eiweißreich. Es hat einen hohen Gehalt an B-Vitaminen, Eisen, Selen und Zink. Im Herbst bieten viele Tennengauer Gasthäuser und Restaurants Wildspezialitäten an. bei Berufsjäger Lukas Grasl können vakuumverpacktes Hirschfleisch, Wurst und Würste direkt gekauft werden. Einfach unter der Handynummer: 0664 211 2028 oder lukas.josef.grasl@gmail.com melden.

Rezepte für Wildbret gibt es hier.

Fotos: Christine Fröschl

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